Es ist jetzt schon fast zwei Jahre her, dass uns auch die SAL-Welle erfasste. Im folgenden sei aber wie allgemein von DLGs (discus launch gliders) gesprochen, geht einfach leichter von der Zunge. Diese Flieger sind einfach genial, nach einem guten Wurf denkt man oft, der Flieger wäre mit einem Gummiseil gestartet worden.
Den Anfang machte Martin 
  mit dem DLG#1. Ich baute zeitgleich an meinem Apogee und bin wegen unserer folgenden 
  F3B- und F3F-Aktivitäten leider bisher noch nicht dazu gekommen, mir auch 
  einen zu bauen. So ein Mist...
  Später konnten wir sogar unseren dritten Bruder Stephan wieder zum Bauen 
  und Fliegen bringen, bzw. kam er freiwillig vom Computer weg... Das will schon 
  was heißen. Auch sein Studienkollege Martin Hirsch war absolut begeistert 
  von diesen Geräten und trat in die Gilde der Modellflieger ein. 
In einer einwöchigen Bauaktion bauten die beiden ihre Flieger. Das bedeutete natürlich für Martin und mich ziemlichen Stress, weil man ständig aufpassen muss, dass nichts schiefgeht. In unserer so schon kleinen Werkstatt war da absolut kein Platz mehr, zumal wir auch noch einen Freestyler für Martin fertigstellen wollten.
 
Technische Details
Die erste Version hatte 
  aus dem Rumpf angelenkte Querruder über die gesamte Halbspannweite. Schnell 
  stellt sich heraus, dass diese bei halbwegs kräftigen Würfen gnadenlos 
  zu Flattern anfingen. So was liessen wir dann also lieber bleiben.
  Stattdessen hatten die Nachfolger kurze Querruder im Aussenflügel. Diese 
  werden von einem zentralen Servo in der Mitte über Kevlarfäden angelenkt. 
  Die Rückstellung übernimmt wie beim HLW ein Gummizug. Dafür hat 
  sich ummantelter Gummifaden bisher am besten bewährt.
  Vorteil: Die Masse ist sehr gering und das Servo nahe am Schwerpunkt platziert. 
  Dazu lese man die Bemerkungen von 
  Mark Drela, besser kann ich es nicht ausdrücken. 
Der erste Flieger war mit 
  320 g auch noch ein wenig schwer. Grund dafür war der viel zu robuste Heckausleger, 
  angefertigt nach den ersten Aufwind-Berichten aus 10 g/m-C-Schlauch und acht 
  24k-Rovings. Wog über 20 g, das forderte natürlich auch seinen Tribut 
  in der Rumpfnase und führte letztendlich dazu, dass diese eines Tages aufgrund 
  der Zentrifugalkraft abbrach. Am Rumpfboot sollte man also nicht zu sehr sparen 
  und vor allem darauf achten, dass es nicht seitlich einknicken kann.
  Die späteren Rohre wogen dann 10-12 g und sind wahrscheinlich festigkeitsmäßig 
  noch lange nicht am Limit. Martins Flieger wog dann 250 g, mit Reparaturen sind 
  es jetzt ca. 270.
Die Flächen stellten wir in GfK-Positiv her, wobei auf geschnittene und geschliffene Styrodurkerne eine Lage 25er bzw. 49er Glas mit Verstärkungen aufgebracht wurde. Die Tränkfolie diente dabei gleich als Dichtfolie beim Vakuumieren. So richtig super wird das zwar nicht, aber funktionieren tut es schon. Die Flächen mit RG15 wiegen dann übrigens ca. 120 - 140 g. Die Leitwerke in der gleichen Bauweise ca. 12 g.
Letztens haben wir noch ein wenig mit der V-Form und der SLW-Fläche experimentiert. Ein Vergrößerung der V-Form von 4 auf 7° pro Seite hat das vorher ziemlich miserable Kreisflugverhalten deutlich verbessert. Dies erforderte dann eine Vergrößerung des SLW von 1.3 dm² auf ca. 1.9 dm², um das Rollmoment hervorgerufen durch das Schieben nach dem Abwurf gering zu halten. Damit ist auch das Geradeausflugverhalten deutlich besser geworden. Vorher waren die Flieger nur recht schwer auf Kurs zu halten (nur HR und QR).
Hier ein paar Bilder vom Winter 2000 und Martins Flieger:
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So, 
  nun sind die ersten DLG's der zweiten Generation schon eine Weile fertig. Muss 
  wohl im Mai gewesen sein, als wir so richtig mit konstruieren und bauen angefangen 
  haben. Und Anfang Oktober hatten wir den ersten Flieger fertig.
  Na ja, wie das nun mal so ist: Wenn viele Leute (Martin und ich, unser Bruder 
  Stephan, sein Kumpel Martin Hirsch, Michael Sillmann) daran beteiligt sind, 
  wird es zunehmend schwieriger, die verschiedenen Vorstellungen unter einen Hut 
  zu bringen. So zum Beispiel auch beim Name: Bis jetzt scheint uns "Aspirin" 
  am besten - steht für schmerzfreies Fliegen, bei zu häufiger Anwendung 
  Suchtgefahr. Zur Auswahl stehen aber evtl. noch "Iridium" - da gibt 
  es ein Rudel von Nachrichtensatelliten, von denen man manchmal einen hellen 
  Lichtblitz sieht. Oder "Maximus" - maximum Wurfhöhe, maximum 
  Gleitzeit, maximum Flugspaß. Welchen haltet ihr für den gelungensten?
  Nach einigen Anlaufschwierigkeiten sind sie jedenfalls richtig geile Teile geworden. 
  Macht riesig Spaß damit zu fliegen. Aber noch mehr Spaß macht es, 
  wenn auch andere etwas davon haben. Bin nun endlich dazu gekommen, einige der 
  Bilder ins Netz zu stellen, um ein paar Anregungen zu liefern. 
  
Zunächst sei allen gedankt, die uns bei diesem Projekt unterstützt haben. Insbesondere Siggi Schedel als Hauptfinanzier, Herrn Hamatschek und Jens Buchert für die gute Zusammenarbeit beim Fräsen. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, das Projekt in dieser Zeit durchzuziehen.
Wie es aussieht, scheinen sich die von der Theorie vorhergesagten Flugleistungen in der Praxis zu bestätigen. Zumindest sind die Wurfhöhen mindestens 5 m höher, als bei den Vorgängerfliegern (ok, die waren am Schluss auch schon etwas "verschrumpelt"). Und bei optimal ruhiger Abendluft - leider sind wir selbiger seit der Fertigstellung erst zweimal begegnet - sind Flugzeiten von 2-3 min drin. Genial ist auch, wie man sich an kleinsten Hängen bei schwächestem Wind oben halten kann.
Dabei wiegen die ersten Exemplare, die unter Zeitdruck noch schnell in den Semesterferien fertig werden mussten, noch 280 - 310 g. So sehr schädlich ist das aber offensichtlich gar nicht. Meist muss man sowieso gegen den Wind ankämpfen. Aus Gründen der Einfachheit haben wir die an Stephans Flieger ausprobierte separate Wölbklappe zunächst wieder sein lassen und sind auf Flaperons umgeschwenkt. Das spart dann etwa 10 g für das Servo mit Anlenkung und einen Haufen Ärger. Bringt auch brachiale Bremswirkung. Nur muss man beim Bremsen deutlich mehr aufpassen, dass der Flieger nicht seitlich aus der Bahn geworfen wird.
Ergänzungen, Mo. 30.12.2002

Um unsere neue Digitalkamera 
  ein bisschen auszuprobieren, haben wir mal ein Video vom Wurf gedreht. Allerdings 
  war wohl die QR-Trimmung nicht genau eingestellt, auch sonst ging es schon besser...
  Wurf Martin bei Lunzenau, komprimiert, 
  320x240, DivX 4.11 420 kb; unkomprimiert, 
  320x240, AVI 3571kb
  (nicht über die 30 fps wundern, das nimmt unsere Kamera so auf)
  
Und wir haben die Wurfhöhen 
  aus ein paar Bildern bestimmt. Das menschliche Auge (bzw. Gehirn) lässt 
  sich ja beim Blick nach oben bekanntermaßen ziemlich täuschen, was 
  die Entfernungseinschätzung angeht. Eine Kamera ist da objektiver. 
  Dabei fliegt man einfach über den Fotograf, der das Foto schießt, 
  wenn der Flieger senkrecht über ihm ist. Aus dem Verhältnis der Spannweite 
  in Pixeln gegenüber einem Referenzbild bekannter Entfernung lässt 
  sich leicht die Höhe bestimmen. Ist klar, wenn Flieger doppelt so weit 
  weg, dann halb so viele Pixel. Die Verzeichung der Kamera (auf www.dpreview.com 
  für max. optischen Zoom mit ca. 0.5% angegeben) und die Schräglage 
  des Flügels seien zunächst vernachlässigt. Im einzelnen ging 
  das so:
(grumml, warum finde ich die Bilder nicht??? Wollte ich eigentlich hier hin packen.)
Was kam nun raus? Um den immer vorhandenen leichten Wind (ca. 0.5 m/s in diesem Fall) nicht auf unserer Seite zu haben, sind wir bewußt an einen leichten mit dem Wind abfallenden Hang gegangen. Besonders berauschend waren die Höhen dann auch nicht. Im Mittel aus drei Würfen (dann wurde es dunkel) sind bei mir 30 m, bei Martin 39 m herausgekommen. Da muss ich wohl noch üben...
Gut, Martin ist dann so 
  um die 100 s geflogen, macht also eine Sinkrate von w = 0.39 m/s. Nichts außergewöhnliches. 
  Beziehen wir den Abwind w_W bei einer Hangneigung von 5 % mit ein, dann macht 
  das 2.5 cm/s aus. Also w_FZ = w - w_W = 0.365 m/s. Ist doch ganz normal. War 
  auch so zu erwarten.
  Ich denke, das trägt etwas zur Senkung der Aspirin-Hysterie bei. Flugzeit 
  t = h / w, so ist nun mal die Physik. Das dumme ist eben, dass man nie weiß, 
  wie genau nun die Abwindgeschwindigkeit während des Fluges aussah. Deshalb 
  sind eben Vergleichsflüge nötig, denn absolut ruhige Luft ist wohl 
  eine Illusion.
Bildserie eines Wurfes
Als animated-gif mit gleichem 
  Zeitintervall wie bei Aufnahme (theoretisch): 
  wurf_martin, 342kb
  wurf_stephan, 378 kb
Na ja, Filme sind 
  besser:
  Martin, 320x240, DivX 4.11, 616 
  kb; Martin, 640x480, orig. 6.9 
  Mb
  Stephan, 320x240, DivX 4.11, 241 
  kb
Ach so, noch etwas. Sicher werden wieder viele fragen, ob sie so einen Flieger kaufen können. Schon im Voraus muss ich leider sagen, dass wir erstmal keine Zeit haben, mehr Flieger zu bauen, als wir selbst benötigen. Also da wird nichts draus. Hilft alles nichts.